(T.Hwa)
Wie Dennis bereits festgestellt hat: James Camerons Film ist die Zukunft des Kinos, aber dies ist nicht unbedingt als Kompliment aufzufassen. Eine dem Film angemessene, weniger milde Ergänzung.
Der Film sieht – in 3D – spektakulär aus. Die Bilder erhalten eine beeindruckende räumliche Tiefenwirkung. Diese wird ergänzt durch eine relativ sparsam eingesetzte „Effektebene,“ auf der Objekte aus der Fläche des Bildes herauszuragen scheinen. Selbst die Untertitel wechseln teilweise die Tiefenebene und werden so in den filmischen Raum integriert, was zum Teil eine irritierende Wirkung hat.
Der Film ist ganz auf das Sehen durch die neue Apparatur angelegt. Der Zuschauer entdeckt zusammen mit der Kamera und seinem intra-diegetischen Avatar die dargestellte Welt. Leider ist diese zu entdeckende Welt ziemlich banal und sogar visuell platt, so als hätte Cameron über die Faszinierende Wirkung der Bilder das elementarste Erzählen vergessen. Nichts an der bemüht, über viele sprachliche Phantasiebezeichnungen eingeführten, Welt fasziniert über den ersten Eindruck, die visuelle Oberfläche hinweg. Die wenig metaphorische Körpertausch-motiv der going-native-Erzählung Kevin Costners wirkt als wenig mehr als ein Platzhalter für die schuldig gebliebene Interaktivität, der ein Videospiel gewidmet sein wird. Was ist der Sinn der ferngesteuerten Körper wenn diese von den Außerirdischen sofort als fremd identifiziert werden?
Beschwert sich J. Hoberman in seiner Kritik über die exzessive political correctness / den mangelnden Patriotismus der Handlung („Worse, the viewer is encouraged to cheer when uniformed American soldiers are blown out of the sky and instead root for a bunch of naked, tree-hugging aborigines led by a renegade white man on a humongous orange polka-dot bat.“), so schreibt dies zum einen dem Plot zuviel diskursive Relevanz zu, und ist zum anderen für alle nicht US-Bürger ziemlich schwer nachhzuvollziehen: die Menschen – ergo Amerikaner – sind genozid-geneigte Militaristen die durchgehend Bush-/Vietnam-Talk von sich geben, die blauen Katzenwesen erinnern an Indianerstämme, leben in romantischem Einklang mit einer pantheistischen Natur und versuchen sich mit Pfeil und Bogen gegen Kampfroboter und –hubschrauber zu wehren. Die Dichotomien des Films sind simpel, aber die Verteilung der Sympathien ist ebenso simpel und nachvollziehbar.
Die vielleicht größte Schwäche des Films sind aber die animierten Darsteller. Es mag mit der mangelnden Erfahrung des Rezensenten mit Animationsfilmen zusammenhängen – aber zu keiner Zeit entwickelte sich ein Bezug zu den katzenartigen Figuren, die sich durch den Film zischen und fauchen, deren hölzernen Art aber die menschlichen Darsteller in nichts nachstehen. Auch die weniger als eindimensionale (see what I did there?) Figurenzeichnung und die lächerlichen Dialoge aus der One-liner-Drehbuchschule des Actionkinos der 80er tragen nicht zu der schauspielerischen Klasse aller Akteure bei.
Das Problem von AVATAR ist weniger, dass der Film aussieht wie ein Videospiel, das Problem ist, dass er schlechter erzählt und weniger Immersion ermöglicht als ein Videospiel.
Man wird sich in Zukunft daran gewöhnen müssen im Kinosaal eine Brille zu tragen und einfach den visuellen „Ride“ zu genießen.
Ääähm..Hoberman meinte das glaube ich sehr viel ironischer, als Du ihm das zugeschrieben hast. Nimmt in diesem Auszug ja selbst die Rhetorik der rechten Hardliner auf, um deren Perspektive zu karikieren.
AntwortenLöschenNichtsdestotrotz eine sehr schöne Ergänzung, die in der Tat vieles aufgreift was ich in ähnlicher Form selbst schon schreiben wollte, im Zuge einer (bei mir oft notwendigen) rationalen Selbsteinschränkung dann allerdings doch weggelassen habe.