(T. Hwa)
BREAKING NEWS von Johnnie To (oder auch Johnny To, Asiaten nehmen es mit ihren erfundenen westlichen Namen oft nicht so genau) ist ein für den Hongkonger Regisseur etwas untypischerer Cops-and-Robbers-Film, der sich an einer milden Mediensatire versucht. Der Film beginnt mit einer aufwändigen, etwa sechseinhalb Minuten andauernden Plansequenz, die zum größten Teil einen shoot-out zwischen Polizei und schwer bewaffneten Kriminellen zeigt. Beginnt die Sequenz mit relativ langsamen Kranfahrten, so erhöht sich die Geschwindigkeit und Dynamik der Kamerafahrten parallel zu der Eskalation des Geschehens vor der Kamera. Obwohl sich die Kamera zum Teil ein wenig orientierungslos zu bewegen scheint, was sich als Anspielung auf die Ästhetik der im Film allgegenwärtigen Medien verstehen lässt, bleibt vor allem der Eindruck extremer visueller Dynamik, gegen den der Rest des Films leicht enttäuschend wirkt.
Die Dramaturgie des Films entspricht erstaunlich genau dem Modell des „reel-to-reel-plottings,“ das David Bordwell in seinem Buch Planet Hong Kong: Popular Cinema and the Art of Entertainment beschreibt. Bei diesem dramaturgischen Verfahren orientiert sich die Gesamtdramaturgie an Segmenten von 10-15 Minuten, die mit der physischen Kapazität einer Filmspule korrelieren. Ein Merkmal dieser in den Siebzigern entstandenen Form ist ein fulminanter Einstieg, der das Publikums von der ersten Sekunde an den Films binden soll. Auch wenn die Ursprünge dieses Verfahrens eng mit den physischen Zwängen analoger Produktionsbedingungen verbunden sind, und bei heutigen Eintrittspreisen die wenigsten Zuschauer das dringende Bedürfnis haben dürften, bei mangelndem Interesse den Kinosaal nach 10 Minuten zu verlassen, so lässt sich doch ein bleibender Einfluss auf die Arbeitsweise der Kinematographie der einstigen britischen Kronkolonie feststellen. So ist die durch Montage elliptisch und extrem gerafft erzählende Anfangssequenz von MOU GAAN DOU / INFERNAL AFFAIRS (2002) nur ein Beispiel für eine generelle Tendenz des Hongkong Kinos, die Exposition oft schnell, attraktionsreich und zum Teil skizzenhaft zu gestalten.
Von dem Standpunkt der Filmkritik aus betrachtet leidet BREAKING NEWS unter einer mangelnden Balance zwischen dem reinen visuellen Schauwert der ersten Sequenz und den restlichen plot points. Viele Szenen wirken, trotz zahlreicher Spezialeffekte, als hätte der in Hongkong oft notorisch dichte Drehplan nur Platz für die ökonomischste Lösung gelassen. Dies trifft insbesondere das wenig innovative Ende zu, das ausgerechnet von zwei Figuren bestritten wird, die nur sparsam charakterisiert werden und an denen dem Zuschauer am wenigsten gelegen sein dürfte. So überwiegt in der Erinnerung der Eindruck der einleitenden Plansequenz, und das vage Gefühl vergebenen Potentials.
Bordwells zentrale Prämisse besagt, dass „popular cinema“ gerade dadurch zur „art of entertainment“ wird, dass Filmemacher durch das Diktat des Publikumsgeschmacks auf der einen und der Restriktion finanzieller Mittel auf der anderen Seite regelrecht zu einem innovativen Umgang mit filmischen Mitteln gezwungen werden. Obwohl To durch seine eigene Produktionsfirma Milkyway Productions sicherlich zu den unabhängigeren auteurs der Trümmer des Hongkong Kinos gehört (ein anderes Thema), wirft BREAKING NEWS die Frage auf, ob nicht in manchen Fällen ein großzügigeres Budget doch mehr kreative Freiräume eröffnen kann als ein minimales.
Ganz ehrlich - ich weiß gar nicht mehr was nach der Plansequenz überhaupt alles passiert. Kein bisschen. Nix. Da nützt dann auch sone fette Plansequenz nischt, wenn man keinerlei Erinnerung an den Film hat. Und für sich stehen kann sie auch wieder nicht - dafür ist sie definitiv nicht perplexing enough.
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